Filminfo
87 min
PRODUZENTEN Heinz Stussak, Michael Seeber
BUCH Walt Michelson
REGIE Robert Adrian Pejo
KAMERA Wolfgang Lehner
SCHNITT Robert Adrian Pejo
MISCHUNG Nils Petersen
Mit: Hasil Adkins, Bill Coleman, Joe Coleman, Manuel De Landa, Katharine Gates
Förderung: Österreichisches Filminstitut, ORF
Handlung
Joe Coleman, das ist ein weites Feld: Ein Künstler, dessen Methoden von der Schockmalerei bis zur blutigen Performance reichen, von Underground-Comics bis zu Kanzelpredigten und Punkshows. Ein Selbstdarsteller, der sich – schon seiner Initialen wegen – mit Jesus Christ einerseits und dem Antichristen andererseits gleichsetzt. Coleman kann man aber auch als radikalen Denker sehen, als philosophierenden Nihilisten, dessen apokalyptische Theorien mitleidlos eine Todesgesellschaft beschreiben, eine Menschheit, die längst nur noch den Gesetzen der Selbsteliminierung folgt.
R.I.P. – Rest in Pieces versucht ein Filmporträt dieses Mannes, das mit dem Lebensraum des Künstlers, New York City, in enger Verbindung steht. Coleman – der übrigens zu seinen Geistesverwandten Killer Charles Manson ebenso wie den Zeichner Robert Crumb zählt – definiert den Planeten Erde als Krebswirt, dessen Großstädte die Funktion von Tumoren haben, die ständig neue Metastasen bilden. Den eigenen Schmerz von innen nach außen zu tragen, zu verbildlichen, das Unsagbare zu formulieren, davon erzählt Colemans Werk. Darin ist er etwa Hieronymus Bosch, mit dem er gern in Zusammenhang gebracht wird, tatsächlich nicht fern. Er zündet an öffentlichen Orten Sprengsätze, an den eigenen Körper geschnallt; prophezeit das Ende der Welt und erklärt den Serienkiller zum Künstler, der immerhin eine Form gefunden habe, den Schmerz zu kommunizieren. An seinen Gemälden, die er in akribischer Kleinarbeit mit Hilfe von Vergrößerungsgläsern und extra-filigranen Pinseln herstellt, wuchern die Abnormitäten, die Deformationen und Totschläge, welche – mit oder ohne Coleman – wie der religiöse Kitsch oder die fahrenden Freak-Shows, die Colemans Arbeit ebenfalls durchdringen, zur amerikanischen Wirklichkeit gehören.
R.I.P. ist ein Dokumentarfilm über die (Selbst-)Inszenierungen eines manischen Moralisten, der möglicherweise demnächst schon von der Subkultur in die etablierte Kunstszene aufsteigen wird: das Porträt eines amerikanischen Aktionisten, der die Krankheiten der Gesellschaft an sich selbst diagnostiziert (und exorziert) und gerade durch seinen Extremismus und seine Widersprüchlichkeit ein erstaunlich klares Bild von der Welt entwirft.